Vor kurzem hat sich der Volksentscheid Rad (Berlin) an die Presse gewandt und polarisierende Social-Media-Posts veröffentlicht.
Dieses Vorgehen kann ich nicht ganz nachvollziehen. [Verschwörungstheorie] Vielleicht steckt eigentlich die Lkw-Lobby dahinter und die Pressetrommel ist es dafür gedacht, vor der im Mobilitätsgesetz (vom Radentscheid-Team geschrieben) vorgesehenen Befragung die Stimmung in eine konkrete Richtung zu drehen (Radverkehr in den Seitenraum, freie Fahrt für den Kraftverkehr) [/Verschwörungstheorie]
Jedenfalls kann ich die Posts nicht unkommentiert lassen, daher habe ich die folgende E-Mail als offenen Brief geschrieben.
Von: Jonas Bechtel
An: info.at.volksentscheid-fahrrad.de
Betreff: Offener Brief: zu polarisierende Öffentlichkeitsarbeit
Datum: Dienstag, 27. November 2018 13:42 Uhr
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit großer Verwunderung habe ich Ihren reißerischen Facebook-Post https://www.facebook.com/VolksentscheidFahrrad/photos/a.764339837031396/1454254531373253 und den Twitter-Post https://twitter.com/radentscheid/status/1066653261846011906 zur Kenntnis genommen.
Es wird darin der Eindruck vermittelt, dass eine Einordnung von Fahrradweichen unverantwortlich wäre, und der auf den Facebook-Post folgende Shitstorm hat auf der Verwaltung und auf der Politik herumgedroschen. Während sich der Facebook-Post auf Berlin bezog, war der Twitter-Post sogar weltweit gemeint.
Nun ist eine Fahrradweiche aber an sich keine schlechte Lösung. Sie ermöglicht eine Kapazitätserhöhung der Straße mit relativ geringem Aufwand. Die Verkehrsregeln sehen vor, dass man als Radfahrä stets die Vorfahrt hat und gestehen dem Radverkehr von daher ein hohes Maß an Sicherheit zu. Fahrradweichen sind Stand der Technik und von daher gerade in Berlin gem. §38 Abs. 2 Berliner Mobilitätsgesetz ein valides Mittel zur Knotenpunktausgestaltung.
Es ist sicher sinnvoll, über Sicherheit verschiedener Kreuzungsformen nachzudenken und transparent zu diskutieren, aber nicht auf die Art und Weise, die Sie an den Tag legen: Es ist der sachlichen Ebene und auch der Zielerreichungs-Ebene sicher nicht zuträglich, die Öffentlichkeit mit stark Emotionen auslösenden Bildern zu beunruhigen und persönliche Namen von Regierenden anzurufen, die vmtl. wenig Zeit für die Fachdiskussionen bzgl. grundsätzlicher infrastruktureller Anordnungsdetails haben.
Um die Fachdiskussion zu fördern und einem sinnvollen Transparenzgedanken gerecht zu werden würde ich folgendes erwarten:
Mit freundlichen Grüßen
Jonas Bechtel
P. S.: Zu den Fotos selbst: es ist hoffentlich allen Betrachtön klar, dass es sich um eine gestellte Situation handelt. Hier handelt der große bedrohliche Lkw der Geradeausspur unkorrekt, da er mit einem Rad auf dem Fahrradstreifen steht. Falls die Abbiegerspur nicht frei wäre, müsste er vollständig auf dem Geradeausstreifen warten (unabhängig von der Belegung des Radfahrstreifens), und falls sie frei wäre, müsste er alle annähernden Radfahrö, auch kleine gefährdete Kinder, durchlassen.